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Heute ist Volkstrauertag. Unser Volk trauert. Wir denken an die Menschen, die in den Kriegen des 20. Jahrhunderts sterben mussten. Die Namen zahlloser Soldaten, die im Gefecht gefallen sind, sind überall im Land eingraviert auf steinerne oder hölzerne Tafeln. Diesen Männern zur Ehre und zur Erinnerung an die grausamen Umstände, unter denen sie zu Tode kamen, finden am Volkstrauertag Versammlungen an diesen Tafeln statt, bei denen auch Vertreter aus Politik und Kirche anwesend sind. Diese Rituale sind wichtig. Sie sind zum einen ein Akt der Trauerbewältigung für diejenigen, die selbst einen lieben Menschen im Krieg verloren haben. Sie sind zum anderen ein mahnender Aufruf an alle, die im 21. Jahrhundert leben, die eigene Volkszugehörigkeit nicht über andere zu stellen, andere Völker gar zu bekriegen.
Sie sind aber gleichzeitig auch eine mahnende Erinnerung an 6 Millionen Menschen, die nicht auf Schlachtfeldern den Tod gefunden haben, sondern in Gaskammern und anderen Hinrichtungsstätten. Deren Namen stehen nicht auf den Steintafeln. Sie blinken aber in Leuchtschrift über den rechtsradikalen Anschlägen der letzten Monate, über Aufmärschen von PEGIDA und Reichbürgern, über Parteitagen selbsternannter Beschützer-Parteien für die Werte und die Kultur des deutschen Volkes.
In diesem Jahr sind weitere Namen hinzugekommen. Über 11.400 Menschen wurden in unserem Land von einem Feind getötet, der sich hinter vergrößernden Linsen von Mikroskopen versteckt hält: COVID 19.
Schon allein, dass so viele Menschen dem Virus zum Opfer gefallen sind, ist schrecklich. Noch schrecklicher finde ich es aber, dass es auch hier Zeitgenossen gibt, die wegsehen oder leugnen.
Lassen Sie uns auch dieses Jahr hinsehen und die Wahrheit sagen. Auch, wenn wir uns zurzeit nicht an den Tafeln der Namen treffen können.
Wach auf, wach auf, du deutsches Land (Evangelisches Gesangbuch Nr. 145)
1) Wach auf, wach auf, du deutsches Land! Du hast genug geschlafen. Bedenk, was Gott an dich gewandt, wozu er dich erschaffen. Bedenk, was Gott dir hat gesandt und dir vertraut sein höchstes Pfand, drum magst du wohl aufwachen.
2) Gott hat dir Christus, seinen Sohn, die Wahrheit und das Leben, sein liebes Evangelium aus lauter Gnad gegeben; denn Christus ist allein der Mann, der für der Welt Sünd g’nug getan, kein Werk hilft sonst daneben.
3) Für solche Gnad und Güte groß sollst du dem Herren danken, nicht laufen aus seim Gnadenschoß, von seinem Wort nicht wanken, dich halten, wie sein Wort dich lehrt, dadurch wird Gottes Reich gemehrt, geholfen auch den Kranken.
4) Du solltest bringen gute Frucht, so du recht gläubig wärest, in Lieb und Treu, in Buß und Zucht, wie du solchs selbst begehrest, in Gottes Furcht dich halten fein und suchen Gottes Ehr allein, dass du niemand beschwerest.
5) Die Wahrheit wird jetzt unterdrückt, will niemand Wahrheit hören; die Lüge wird gar fein geschmückt, man hilft ihr oft mit Schwören; dadurch wird Gottes Wort veracht’, die Wahrheit höhnisch auch verlacht, die Lüge tut man ehren.
6) Gott warnet täglich für und für, das zeugen seine Zeichen, denn Gottes Straf ist vor der Tür, o Land, (Deutschland,) lass dich erweichen, tu rechte Buße in der Zeit, weil Gott dir noch sein Gnad anbeut und tut sein Hand dir reichen.
7) Das helfe Gott uns allen gleich, dass wir von Sünden lassen, und führe uns zu seinem Reich, dass wir das Unrecht hassen. Herr Jesu Christe, hilf uns nun und gib uns deinen Geist dazu, dass wir dein Warnung fassen.
Sie schaut völlig genervt von ihrem Laptop auf, an dem sie im Homeoffice die Jahresabrechnung erstellt. Mit bösen Blicken schaut sie ihre Kinder an, die einfach nicht aufhören wollen, sich zu streiten.
Und wirklich ist dann einen Moment lang Ruhe. Doch nur einen Moment lang.
Auf Drängen des Außenministers eines fremden Staates ruhen die Waffen endlich. Seit Jahren. Viel Blut wurde bis dahin auf beiden Seiten vergossen. Es scheint einen Weg zum Frieden zu geben. Bis eines Nachts erneut eine Rakete ihr Ziel findet und Unschuldige in den Tod reißt. Am Morgen darauf gehen die Kämpfe weiter, als wäre nichts gewesen.
Frieden kann nie von außen geschlossen werden, wenn er nachhaltig sein soll. Frieden kann nur funktionieren, wenn Feinde aufeinander zugehen. Wenn Zerstrittene sich die Hand reichen. Wenn der Wunsch nach Leben und Schutz größer ist als der nach Tod, Vergeltung, und Verderben.
Doch dann ist dieser Friede von Gott, denn Gott gibt ihn. Wer diesen Frieden sucht, ist ein Kind Gottes.
So formuliert es auch Jesus, wenn er sagt:
Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. (Evangelium nach Matthäus, Kapitel 5, Vers 9)
1. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns auf unsern Wegen. Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen, sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen.
2. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns in allem Leiden. Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten, voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten.
3. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns vor allem Bösen. Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen, sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen.
4. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns durch deinen Segen. Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen, dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen.
Text: Eugen Eckert (1985) 1987 Melodie: Anders Ruuth (um 1968) 1984 »La paz del señor«
Ein feste Burg ist unser Gott; ein gute Wehr und Waffen. Er macht uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen.
So beschreibt Martin Luther den Schutz, von dem er sich getragen weiß, in seinem Kampf um die Verbreitung der Erkenntnisse der Reformation gegen viel Widerstand, der ihm überall entgegenschlägt.
In diesem Jahr kämpfen wir alle gegen einen uns völlig neuen, unbekannten Feind.
Ein Virus hält uns fest in seinem Griff. Zigtausende mussten bereits sterben. Ebenso viele müssen um ihre Existenz bangen und sind direkt oder indirekt von Hygiene- Verordnungen betroffen. Immer wieder müssen Verantwortliche versuchen, Maßnahmen zu finden, die Krankheit einerseits in Schach zu halten. Dabei aber andererseits einen völligen Stillstand unser aller Leben zu vermeiden.
Auf der anderen Seite verunsichern immer wieder selbsternannte Hüter der Freiheit, Leugner der Gefahren und Verschwörungstheoretiker weite Teile der verängstigten Gesellschaft.
Wie gut und tröstend ist es da, eine feste Burg um sich herum zu haben, in die wir uns zurückziehen können: den festen Glauben an den allmächtigen, ewigen Gott.
Dann sind nicht plötzlich alle Schwierigkeiten verschwunden. Gott macht uns aber stark, mit diesen Schwierigkeiten ohne Angst zu leben.
In dieser Zuversicht lebte und handelte Martin Luther. In dieser Zuversicht schrieb er das oben zitierte Lied.
So heißt es auch in Psalm 46, der zum Vorbild des Liedes der Reformation wurde:
Gott ist unsre Zuversicht und Stärke,
eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.
Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge
und die Berge mitten ins Meer sänken,
wenngleich das Meer wütete und wallte
und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.
Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben
mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.
Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben;
Gott hilft ihr früh am Morgen.
Die Völker müssen verzagen und die Königreiche fallen,
das Erdreich muss vergehen, wenn er sich hören lässt.
„Nobody is perfect“ heißt es in einem geflügelten Wort. Niemand ist perfekt. Wir alle nicht.
Wir alle machen Fehler. Wir verstehen nicht alle gleich schnell. Manche brauchen länger als andere. Die einen sind unserem geltenden Schönheitsideal nach zu dick, die anderen zu dünn. Je nach Kulturkreis haben wir nicht die ‚richtige‘ Hautfarbe. Gott selbst, der vollkommen ist, wurde einer von uns. Unvollkommen. Schwach. Hilfsbedürftig. Deshalb ist es ganz gegen Gottes Wille, wenn wir uns einer gegen den anderen in Überheblichkeit erheben. Denn jeden Menschen hat Gott aus Liebe nach seinem Ebenbild geschaffen. Auch, wenn er oder sie nach unseren Maßstäben, die selbst oft fehlerhaft sind, unvollkommen oder schwach ist.
Wie kleine Kinder vergessen wir oft, was gut für uns ist. So muss es Gott uns immer wieder sagen. Wie durch den Propheten Micha. Dessen Worte wurden zum Wochenspruch für die Woche ab dem 20. Sonntag nach Trinitatis:
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Buch des Propheten Micha, Kapitel 6, Vers 8)
In diesem Sinne möge uns das Gebet der Woche der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Deutschland durch diese Woche begleiten:
Du, Gott, sagst uns, was gut ist. Dein Wort zeigt uns, was gut ist und wie wir leben sollen.
Dein Wort zum Leben wünschen wir uns. Sprich es zu allen, die Entscheidungen für andere treffen: zu den Politikerinnen und Politikern, zu denen, die Recht sprechen, zu denen, die unser Zusammenleben schützen. Sprich dein Wort zum Leben – damit es gut ist. Höre uns und erbarme dich.
Du, Gott, sagst uns, was gut ist. Deine Liebe zeigt uns, was gut ist und wie wir leben sollen.
Deine Liebe zum Leben wünschen wir uns. Umgib mit Liebe alle, die für andere da sind: alle, die sich um Kranke und Infizierte kümmern, die für uns sorgen, die sich denen in den Weg stellen, die keine Liebe haben. Zeig uns deine Liebe zum Leben – damit es gut ist. Höre uns und erbarme dich.
Du, Gott, sagst uns, was gut ist. Deine Demut zeigt uns, was gut ist und wie wir leben sollen.
Deine Demut wünschen wir uns. Lehre deine Demut alle, die das Leben anderer beeinflussen: alle, die unterrichten, die ihre Meinung veröffentlichen, die ihren Glauben bekennen. Lehre uns deine Demut, damit wir und deine Gemeinde so leben, wie es gut ist.
Dein Wort, deine Liebe, deine Demut gib uns und deiner Welt. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi. Amen.
Tag für Tag steigt erneut die Zahl der Corona-Neuinfektionen. Wieder diskutieren Bund und Länder über die Gefahren möglicher Ansteckungen. Wieder loten Gesundheitsamt und Krankenhaus- und Krankenkassenverbände die Kapazitäten der Intensiv-Betreuung Erkrankter in unserem Land aus. Wieder leben immer mehr Menschen in großer Angst vor dem unsichtbaren Feind.
Mittlerweile werden die Menschen immer lauter und verschaffen sich in den Medien immer mehr Raum, die auf der anderen Seite alle Maßnahmen und Versuche, der Pandemie Herr zu werden, boykottieren und die Gefahr verleugnen. In dieser Situation sind die Worte des Propheten Jeremia für mich ein großer Trost, die der Wochenspruch für die Woche sind, die heute, am 19. Sonntag nach Trinitatis, beginnt: Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen. (Buch des Propheten Jeremia, Kapitel 17, Vers 14)
Die Angst ist groß. Unsicherheit, Hilflosigkeit, Gedankenlosigkeit, und Unverständnis prägen diese Tage. Neben der Gefahr, körperlich krank zu werden, werden viele in der Seele krank, weil sie verzweifeln. Wen Gott heilt, der ist heil. In wessen Seele er eingeht, die macht er gesund. Lassen wir Gott unsere Seelen heil machen. Legen wir in seine Hände, was uns diese Tage umtreibt! Dann können wir voller Vertrauen die Worte des 121. Psalms mitbeten, der schon vor vielen Jahrhunderten Wallfahrern zum Tempel in Jerusalem Kraft gespendet haben: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht. Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!
Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe. (1. Brief des Johannes, Kapitel 4, Vers 21)
Den Nächsten/die Nächste lieben wie sich selbst. Dies ist Gottes Gebot. Oft wird dieser Anspruch missverstanden. Besonders in kirchlichen Gruppen wird sich oft auf Jesus Christus berufen, wenn Streit und Meinungsverschiedenheiten nicht sein dürfen – es sei ja gegen die Aufforderung, geschwisterlich miteinander umzugehen.
Doch viele von uns wissen, dass Geschwister sich oft auch streiten oder miteinander konkurrieren. Auch unter den Jüngern Jesu gab es das.
Im Sinne Jesu ist es, sich geschwisterlich zu ermahnen und ermahnen zu lassen. Die Schwester oder den Bruder liebevoll, aber bestimmt zur Vernunft zu rufen, wenn sie oder er mit ihrem oder seinem Handeln sich selbst oder andere verletzt oder einschränkt.
Geschwisterlich miteinander umzugehen bedeutet auch nicht, alle Schwierigkeiten zu ignorieren und unter das sprichwörtliche „Mäntelchen der Nächstenliebe“ zu kehren.
Es bedeutet, ehrlich miteinander umzugehen. Lob und Wertschätzung, aber eben auch Ärger und Frust zu äußern.
Die Worte des Wochenspruchs zum 18. Sonntag nach Trinitatis sind also keine Ermahnung, sich ganz doll lieb zu haben, denn Gott zu lieben, bedeutet auch den Nächsten zu lieben. Sondern sie wollen dazu aufrufen, ehrlich miteinander umzugehen. Sich auch die Meinung zu sagen und trotzdem Wege zueinander zu finden. Oder vielleicht gerade deshalb.
Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Mit diesen Worten des 145. Psalms, welche der Tagesspruch zum Erntedankfest geworden sind, erinnert der Psalmbeter an die Barmherzigkeit des Schöpfers.
Am Erntedanktag erinnern wir uns daran, dass Gott uns mit den Früchten unserer Äcker so viel Gutes schenkt, wie wir zum Leben brauchen.
Hier in Deutschland drückt dieser Vers Dankbarkeit und Gewissheit aus. Gleichzeitig sollten wir am Erntedanktag uns aber auch erinnern, dass nicht alle Menschen sich sicher sein können, immer genug zu haben: In vielen Gegenden dieser Welt sterben immer noch Kinder an Unterernährung. In Flüchtlingslagern gibt es für viele nicht einmal frisches Wasser. In unserer Gesellschaft verlieren Landwirte ihre Hoffnungen und schließlich ihre Existenzen, weil der gedankenlose Überfluss Preise ruiniert.
Das Erntedankfest sollte uns alle dankbar werden lassen, dass Gott genug für alle gibt. Es sollte uns aber auch nachdenken lassen, was jede und jeder einzelne dazu beitragen kann, dass der Bibelvers für alle Menschen, für die ganze Schöpfung zur Gewissheit werden kann.
Dann können wir gemeinsam einstimmen in das Gebet des 104. Psalms, der Gottes wunderbare Schöpfungskraft besingt:
HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. Es wartet alles auf dich, dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. (Psalm 104, Verse 24,27, und 28)
Jeder Mensch ist ein Abbild Gottes – das glauben wir. Jeder Mensch, den Gott ins Leben ruft, hat er nach seinem Ebenbild geschaffen. Wir Menschen tragen alle sein Gesicht. Und dennoch fällt es uns oft schwer, füreinander da zu sein, wo andere unsere Hilfe brauchen. Weil es uns ja gut geht. Weil wir zum Glück keine Not leiden.
Schnell sagen wir dann auch: „Die sollen sich ans Sozialamt wenden. Bei uns muss niemand hungern!“ Oder: „Mir hat auch keiner was geschenkt. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.“
Das ist oft richtig. Manche haben aber aus den verschiedensten Gründen keine Kraft dazu, einen Weg aus dem Elend, aus der Angst, aus der Verzweiflung zu finden.
Dann kann es helfen, wenn wir den schrecklichen oder ziellosen Weg ein Stück mitgehen. Zuhören und nicht verurteilen. Eine andere Meinung als die eigene aushalten und sich nicht abwenden. Einfach nur da sein und bleiben.
Einfach unsere Gottebenbildlichkeit ernst nehmen und der oder dem Nächsten als Schwester oder Bruder begegnen. Dem Weg Jesu zu den Menschen nachfolgen.
Indem wir den Wochenspruch zum 13. Sonntag nach Trinitatis zu Herzen nehmen, wie er im Evangelium nach Matthäus im 25. Kapitel, Vers 40 steht:
Wahrlich, ich sage euch:
Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Du siehst uns an, Gott, und wir begegnen Deinem Blick in den Augen der Menschen, die uns nahe kommen. Lass uns dort nicht vorübergehen, wo Du uns erwartest und nach uns fragst.
Du siehst uns an mit den Augen der Flüchtlinge an Europas Grenzen, in Auffanglagern, in Niemandslandstreifen und auf dem Meer. Du siehst uns an mit den Augen all derer, die bei uns Heimat suchen und Lebensperspektiven, die auf unsere Offenheit und die Bereitschaft zu teilen hoffen.
Du siehst uns an mit den Augen der Menschen um uns, deren Lebensentwürfe zerbrochen sind, die von anderen enttäuscht oder verletzt wurden, die folgenreiche Fehler gemacht haben, die sich selbst im Wege stehen und nicht mehr weiter wissen, die auf unsere Aufmerksamkeit und unsere Unterstützung warten.
Du siehst uns an mit den Augen der Menschen, die nicht mehr hoffen können, die durch den Tunnel von Depressionen irren, die niemanden haben, der ihnen zuhört, oder die niemanden mehr bei sich dulden können, und die in ihrer Einsamkeit doch unsere Nähe ersehnen.
Du siehst uns an mit den Augen von Kindern, mit ihren neugierigen, suchenden und ihren ängstlichen Blicken, wenn ein neues Schuljahr beginnt und Anforderungen wachsen. Du siehst uns an mit den Augen all der Kinder, denen niemand Freunde am Neuen vermittelt, die verwahrlosen, die Gewalt und Mißbrauch erleiden, die Angst haben, die sich früh schon fremd im eigenen Leben fühlen müssen, die auf unsere Zuneigung und unser Vertrauen hoffen.
Du siehst uns an, liebender Gott. Lass uns dort nicht vorübergehen, wo Du uns erwartest und nach uns fragst. Sei uns gnädig, dass wir Deinem Sohn Jesus Christus nachfolgen können in der Liebe zu unseren Nächsten und zu Dir.
Amen.
(Gebet der Vereinigten Evangelisch-lutherischen Kirche in Deutschland zum 13. Sonntag nach Trinitatis)